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Thermophile Insekten am Bausenberg

Am Samstag, dem 10. Juni 2023, trafen sich bei bestem Exkursionswetter etwa 20 Naturinteressierte zu einer Wanderung zum Bausenberg auf dem Mitfahrerparkplatz an der Autobahn-Ausfahrt Niederzissen. Eingeladen zu dieser Gemeinschaftsveranstaltung hatten der NABU Kreis Ahrweiler und der Naturhistorische Verein der Rheinlande und Westfalens aus Bonn.

Der Schwerpunkt lag auf den Insekten, vor allem den Käfern. Die meisten der etwa 7000 heimischen Arten dieser Gruppe sind sehr klein und es sind besondere Sammelmethoden nötig um solche Winzlinge zu finden. Mit einem Klopfschirm, ein Tuch auf bespanntem Rahmen, das unter Pflanzen, Äste etc. gehalten wird, die dann mit einem Stock geklopft werden, lassen sich vor allem Arten erfassen, die sich von Blättern ernähren. Subtile Zeichen, z.B. runde Fraßlöcher, weisen auf die Verursacher hin. So findet man fast auf jeder Brennnessel den 2,5 Millimeter großem, kugeligen Rüsselkäfer, Nedyus quadrimaculatus, aus dessen Verwandtschaft zwar Dutzende, sehr ähnliche und im Gelände kaum unterscheidbare Arten bei uns vorkommen, aber er ist einer der sehr wenigen, die nur auf Brennnesseln leben und so über ihre Nahrungspflanze gut bestimmbar ist. Wer sich gezielt mit den etwa 600 heimischen Blattkäfer- und nahezu 1000 Rüsselkäferarten beschäftigt, sollte auch gute Kenntnisse der Pflanzen haben und erlebt so auch tiefer Einblicke in das ganze Ökosystem.

Präsentiert werden konnten auch etliche Blütenbesuchende Käfer, die weniger auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind, sondern sich vor allem an den eiweißreichen Pollen laben. Viele der Bock-, Pracht- und Zipfelkäfer, die wir vor allem auf Habichtskräutern und Margeriten sehen konnten, leben als Larve im sehr nährstoffarmen Totholz und brauchen daher teilweise Jahre um sich zu entwickeln. Als meist kurzlebige Imago, das Vollinsekt, das flug- und fortpflanzungsfähig ist, benötigt dann Pollen, den proteinreichsten Teil der Pflanze um Sperma und Eier entwickeln zu können. Der Schmalbock Stenurella melanura, der Zweifleckige Eichenprachtkäfer Agrilus bipunctatus und der Zipfelkäfer Clanoptilus eleganssind Beispiele dafür.

Viele dieser Käfer sind nicht besonders wärmeliebend. Ein echtes Highlight am Bausenberg ist diesbezüglich der Schwarzkäfer Asida sabulosa, der nur an wenigen sehr trocken-heißen Stellen im westlichen Deutschland vorkommt. Die Art erreicht „traditionell“ ihre nördlichste Verbreitung am Bausenberg. Die nähere Verwandtschaft dieser Art ist nur im Mittelmeergebiet zu finden. Im geradezu grassierenden Klimawandel, wird vermutlich auch diese Art in Zukunft häufiger werden und weiter nach Norden vordringen. Eine enigmatische Insektenart, die in diesem Zusammenhang schon vor einigen Jahren den Bausenberg erreicht hat, ist die Gottesanbeterin Mantis religiosa, die auch nicht in unsere Hände fiel. Dafür fand sich unter einem Stein der Fangschlauch ein Tapezierspinne Atypus sp., deren drei Arten die einzigen Vogelspinnen Deutschlands sind. Ein Jungtier konnte aus dem fingerlangen Schlauch gepiddelt und präsentiert werden konnte. 

Um mache Eindrücke über die oft verborgene Vielfalt der Formen und Lebensweisen im Kleinen bereichert, endete die Exkursion nach gut drei Stunden.

Thomas Wagner

 

Foto: Stefan Blank

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